Monopusher-Chronographen würdigen die Ursprünge der Stoppuhrfunktion mit einer Optik, die oft ihre eigene Geschichte zitiert – eine gute Ergänzung zum aktuellen Trend des Vintage-Looks. Die Bicompax-Anzeigen unserer Testmodelle – von Hanhart, Longines und Montblanc – unterstreichen den linearen Charakter der Stoppuhrfunktion. Sehen Sie in diesem Beitrag aus unserem Archiv mit Originalfotos von Olaf Köster, wie sie im Vergleich zueinander abschneiden.
Monodrücker-Chronographen mit Bicompax-Anzeige greifen in zweierlei Hinsicht tief in die Vergangenheit. Mitte der 1930er Jahre führten Entwicklungen von Breitling erstmals zu einem zweiten Chronographen-Drücker, der es ermöglichte, die Aufzeichnung von Zeitintervallen mehrfach zu stoppen und neu zu starten. Zuvor war nur eine einzige lineare Messung mit einem einzigen Drücker möglich – zum Starten, Stoppen, Zurücksetzen – so wie bei unseren drei aktuellen Testuhren von Hanhart, Longines und Montblanc. Jede dieser Stoppuhren schreibt ihre ganz persönliche Geschichte weiter.
Die Rückkehr des Monodrücker-Chronographen folgt dem gleichen Trend der Linearität und Klarheit wie die Bicompax-Anzeige und ermöglicht einen besseren Überblick über das Chronographen-Zifferblatt.
Ein Drücker, zwei Hilfszifferblätter
Bicompax ist die Bezeichnung für ein Zifferblatt mit nur zwei Hilfszifferblättern – ein Register für die kleine Sekunde, meist auf der 9-Uhr-Position, und eines für die gestoppten Minuten, meist auf der 3-Uhr-Position. Diese Art der Anzeige gibt es seit Anfang des 20. Jahrhunderts und erfreut sich derzeit wieder wachsender Beliebtheit. Hanhart, Longines und Montblanc folgen diesem anhaltenden Trend und lassen sich von ihren eigenen Geschichtsbüchern inspirieren.
In der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts leistete Hanhart Pionierarbeit bei der Entwicklung von funktionalen Stoppuhren. So baute das Unternehmen 1938 einen Monodrücker-Chronographen für Marineoffiziere mit dem eigenen Kaliber 40. Die Wiederbelebung des Einzeldrückers ist auch das charakteristische Merkmal der modernen Pioneer MonoScope, die derzeit mit einem auf dem ETA Valjoux 7750 basierenden Werk ausgestattet ist. Der Hebel, der sich normalerweise unter dem Rückstelldrücker bei 4 Uhr befindet, hat keine Funktion. Die Rückstellung wird über den Hauptbedienungshebel und einen modifizierten Nocken aktiviert. Er ist mit einer zusätzlichen Aussparung versehen, so dass der Hauptbedienungshebel drei Positionen ansteuern kann.
Der rote Hanhart-Drücker
Aber das ist noch nicht alles. Die ungewöhnliche Position des einzelnen Chronographendrückers ist eine Spezialität des Hauses. Hierfür integriert Hanhart eine Eigenentwicklung: einen Übertragungshebel, der die Kraft über die zusätzlichen Millimeter des großen 45-mm-Edelstahlgehäuses weiterleitet. Der markante rote Drücker ist seit 1939 ein Markenzeichen von Hanhart und soll ein ungewolltes Stoppen des Chronographen verhindern.
Eine weitere Besonderheit der Pioneer MonoScope ist die Platzierung der Hilfszifferblätter für die kleine Sekunde bei 9 Uhr und für den 30-Minuten-Zähler bei 3 Uhr. Ihre Verlagerung nach außen, fast an den Rand des Zifferblatts, erforderte ebenfalls eine Modifikation. Die Drehpunkte der beiden kleinen Zeiger bilden eine vertikale Linie mit den Ziffern 2/4 und 8/10, so dass die Anzeige genau dem Design der 1930er Jahre mit dem Kaliber 40 entspricht. Der instrumentenähnliche Gesamteindruck des hellbeigen Zifferblatts wird durch die klar ausgeführten Spuren, die nach unten gebogenen Spitzen der skelettierten Zeiger und die hell leuchtenden Ziffern noch verstärkt.
Der Minerva-Touch bei Montblanc
Die Minerva-Uhren der 1940er und 50er Jahre hatten eine sehr ähnliche Qualität und dienten als Inspiration für den brandneuen Montblanc Heritage Monopusher Chronograph. Die Verbindung begann mit dem Kauf von Minerva im Jahr 2006 durch die Richemont-Gruppe, wodurch die Manufaktur zum Uhrwerklieferanten von Montblanc wurde. Im 42-mm-Edelstahlgehäuse unserer Testuhr steckt jedoch kein Minerva-Kaliber, sondern ein modifiziertes Sellita-Werk SW510, was diesen Monopusher-Chronographen preislich im erschwinglichen Mittelfeld hält.
Ähnlich wie bei der Hanhart wurde für die Modifikation das Nockensystem geändert. Und wie bei den meisten Herstellern, die Monodrücker-Chronographen anbieten (aber anders als bei der Hanhart), ist der Drücker in die Krone integriert. Der 12-Stunden-Zähler und die Datumsanzeige wurden ebenfalls eliminiert.
Heritage Watches im Einklang mit der Geschichte
Das silbrig-weiße Montblanc Zifferblatt – mit seinem geschwungenen Rand, den applizierten Ziffern und Punktmarkierungen, den extrem feinen Linien und den Dauphine-Zeigern – erinnert an das Aussehen der alten Minerva-Uhren.
Kleine Details wie die verlängerten Markierungslinien bei 3, 6 und 9 auf dem Chrono-Minutenzähler, die in der Vergangenheit dazu dienten, die Gebühren bei der Benutzung von Münztelefonen zu verfolgen, vertiefen den Vintage-Charakter des Montblanc Heritage Monopusher Chronograph. Montblanc unterstreicht diesen Look mit seinem historischen Logo an der Stelle, an der einst der Name Minerva stand. (Eine sehr ähnliche Minerva-Uhr trug in den 1990er Jahren den Namen Heritage).
Longines pflegt auch weiterhin eine eigene Heritage-Linie, in der legendäre Modelle neu aufgelegt werden. Der Chronograph mit Säulenrad und einfachem Drücker stammt aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Jahrhunderts zurück. Sogar sein Uhrwerk basiert auf dem ersten Uhrwerk, das Longines 1913 für Armbanduhren entwickelte, dem Kaliber 13.33Z.
Kombiniertes Vintage- und modernes Uhrwerk für Longines
Longines, ein Mitglied der Swatch Group, beauftragte den Uhrwerkhersteller ETA mit der Entwicklung eines exklusiven Chronographenwerks mit Automatikaufzug und Säulenradsteuerung, das später als L688.2 bekannt wurde. Auf das Uhrwerk A08L.11 aus dem Jahr 2010 folgte zwei Jahre später das L788.2 mit Chronographensteuerung über einen in der Krone integrierten Drücker. Dies in Kombination mit einem Säulenrad ist heutzutage eher selten, vor allem bei dem Preis dieser Longines. Das neu gestaltete, absolut symmetrische Säulenrad von ETA aus gebläutem Edelstahl sorgt für Komfort und eine attraktive Anordnung des Mechanismus, der durch einen Saphirglasboden sichtbar ist – etwas, das von diesen drei Uhren nur Longines bietet.
Aber auch der massive Gehäuseboden der Montblanc Heritage Monopusher Chronograph ist einen genauen Blick wert. Er zeigt eine Reliefdarstellung der Produktionsstätte Minerva, der heutigen Montblanc Manufaktur Villeret. Neben verschiedenen Spezifikationen wie der Wasserdichtigkeit bis 50 Meter wird auch der spezielle Montblanc Labortest von 500 Stunden genannt, den jedes Modell der Heritage-Produktlinie durchlaufen muss.
Das Gehäuse schließt oben mit einem kastenförmigen Saphirglas ab, das den Vintage-Look schön zur Geltung bringt. Stark nach unten abfallende Bandanstöße sorgen für Komfort, ebenso wie ein hochwertiges Sfumato-Alligatorarmband aus der Pelletteria Richemont in Florenz. Das Ensemble wird durch eine Doppelfaltschließe vervollständigt, die Montblanc als einziger dieses Trios anbietet.
Authentische gewölbte Kristalle, feine Spuren, zarte Zeiger
Die Bedienung des Chronographen erfolgt über den integrierten Drücker in der Krone. Er verfügt über solide Druckpunkte, auch wenn er nicht ganz so leichtgängig ist wie das Säulenrad des Longines Heritage Column-Wheel Single Push-Piece Chronograph. Zu Beginn weist ein gebläuter Sekundenzeiger auf die Tachymeterspur am Rand des Zifferblatts hin.
Die feine innere Stoppuhr-Sekundenanzeige hat ein instrumentenähnliches Aussehen. Leider entsprechen ihre vier inkrementellen Strichmarkierungen nicht ganz dem 4-Hz-Rhythmus des Kalibers L788.2. Sowohl Hanhart als auch Montblanc haben eine präzisere Darstellung der Stoppsekundenspur und ihre Zeiger zeigen mit ihren roten bzw. gebogenen Spitzen genau auf die Spurmarkierungen, und wenn sie den 0-Punkt passieren, springen die Minutenzählerzeiger leicht, während sie eine Position weitergehen. Der Minutenzählerzeiger des Longines-Chronographen hat eine fließende Bewegung.
Neben der schön dimensionierten Datumsanzeige (die nur der Longines-Chronograph bietet) ist dies ein wesentlicher Unterschied im Chronographenmechanismus. Der Longines-Chronograph wird auch mit einem Alligatorlederarmband und Dornschließe geliefert.
Preisunterschied
Passend zu seiner Größe bietet Hanhart ein robustes Kalbslederarmband mit Dornschließe an, das dafür sorgt, dass der opulente Zeitmesser perfekt am Handgelenk sitzt. Die geriffelte Krone ist groß und leicht zu greifen und zu bedienen, ebenso wie der freiliegende Drücker. Nicht zuletzt mit der kannelierten, bidirektionalen Drehlünette inklusive der charakteristischen roten Orientierungsmarke orientiert sich der Pioneer MonoScope Chronograph authentisch an seinem legendären Vorgänger und ist mit 3.130 $ ein fairer Preis für Fans von Vintage-Uhren und der Marke Hanhart.
Der Longines Heritage Column-Wheel Single Push-Piece Chronograph ist mit einem Preis von 3.150 $ kaum zu schlagen. Er bietet ein modernes und exklusives Kaliber in einem historisch korrekten Outfit. Der Heritage Monopusher Chronograph von Montblanc vereint zwei Geschichten in einem Zeitmesser, aber das rechtfertigt nicht seinen viel höheren Preis im Vergleich zu Hanhart und Longines.
SPEZIFIKATIONEN:
Hanhart Pioneer MonoScope
Hersteller: Hanhart AG
Referenznummer: 733 220-011
Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Chronograph, (Zentralsekunde, 30-Minuten-Zähler), bidirektionale Drehlünette mit Markierung
Uhrwerk: HAN4212, bicompax, basierend auf ETA Valjoux 7750, automatisch, 28.800 U/min, 31 Lagersteine, nickelvergoldete Unruh, Nivarox-Spirale, Incabloc-Stoßsicherung, Zeiger (zweiteilig), Feinregulierung, 42 Stunden Gangreserve, Durchmesser = 30,0 mm, Höhe = 7,90 mm
Gehäuse: Edelstahl, gewölbtes, beidseitig entspiegeltes Saphirglas, wasserdicht bis 100 m
Armband und Schließe: Kalbsleder mit Nieten, Dornschließe
Gangresultate (Abweichung in Sekunden pro 24 Stunden):
Am Handgelenk +1,2
Vollständig aufgezogen +1,2
Vollständig aufgezogen (Chrono) +0,5
Nach 24 Stunden +1,7
Abmessungen: Durchmesser = 45,43 mm, Höhe = 15,81 mm, Gewicht = 138,0 g
Variationen: Mit schwarzem Zifferblatt und Lederarmband, mit Edelstahlarmband, mit glatter Lünette
Preis: $3.130
SPEZIFIKATIONEN:
Longines Heritage Säulenrad-Chronograph mit einem Druckstück
Hersteller: Longines Watch Co. Francillon Ltd, Les Longines, 2610 Saint-Imier, Schweiz
Referenznummer: L2.800.4.23.2
Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Chronograph, (Zentralsekunde, 30-Minuten-Zähler), Tachymeterskala, Datum
Uhrwerk: Kaliber L788.2 basierend auf ETA A08.L11, Automatik, 28.800 U/min, 27 Steine, nickelvergoldete Unruh, Nivarox-Spirale, Nivachoc-Stoßsicherung, Zeiger (zweiteilig), Feinregulierung, 54 Stunden Gangreserve, Durchmesser = 30,0 mm, Höhe = 7,90 mm
Gehäuse: Edelstahl, gewölbtes, entspiegeltes Saphirglas über dem Zifferblatt, Saphirglasboden, wasserdicht bis 30 m
Armband und Schließe: Alligatorleder mit Dornschließe
Gangresultate (Abweichung in Sekunden pro 24 Stunden):
Am Handgelenk +3,2
Vollständig aufgezogen +3,3
Vollständig aufgezogen (Chrono) +3,8
Nach 24 Stunden +2,9
Abmessungen: Durchmesser = 41,05 mm, Höhe = 14,04 mm, Gewicht = 90,0 g
Variationen: Schwarzes Zifferblatt und Alligatorlederarmband
Preis: $3.150
SPEZIFIKATIONEN:
Montblanc Heritage Monopusher Chronograph
Hersteller: Montblanc, Chemin des Tourelles 10, 2400 Le Locle, Schweiz
Referenznummer: 119951
Funktionen: Stunden, Minuten, kleine Sekunde, Chonograph (zentraler Sekundenzeiger, 30-Minuten-Zähler)
Uhrwerk: MB 25.12 basierend auf Sellita SW510, automatisch, 28.800 U/min, 27 Lagersteine, vergoldete Nickel-Unruh, Nivarox-Spirale, Zeiger (zweiteilig), Feinregulierung, Incabloc-Stoßsicherung, 48 Stunden Gangreserve, Durchmesser = 30,0 mm, Höhe = 7,90 mm
Gehäuse: Weißgold, kastenförmiges, oben entspiegeltes Saphirglas, wasserdicht bis 50 m
Armband und Schließe: Sfumato-Alligatorleder mit Doppelfaltschließe mit Druckknöpfen
Gangresultate (Abweichung in Sekunden pro 24 Stunden):
Am Handgelenk +1,0
Vollständig aufgezogen +2,8
Vollständig aufgezogen (Chrono) +1,7
Nach 24 Stunden +1,4
Abmessungen: Durchmesser = 41,90 mm, Höhe = 14,82 mm, Gewicht = 112,0 g
Variationen: Mit verschiedenen Zifferblattfarben; mit Milanese-Mesh-Armband ($5.160)
Preis: $4,950